Bei den Tagen religiöser Orientierung in der letzten Woche vor den Herbstferien setzten sich Schülerinnen und Schüler der EF und Q1, die das Kunst-Projekt unter der Leitung von Herrn Blumenschein und Herrn Erbacher gewählt hatten, mit der Frage »Was trägt mich (nicht)?« auseinander und erarbeiteten mit unterschiedlichen bildnerischen Verfahren künstlerische Antworten auf diese Problemstellung.
So entstanden zum einen Ritz-Arbeiten in Plexiglas, welche mit Hilfe von Overhead-Projektoren eine Lichtbild-Darstellung in der Kapelle unserer Schule ergaben, zum anderen beschäftigte sich der Projektkurs mit der Wirkung von Kirchenfenstern im Zusammenhang mit Farbe. Dazu stellten die Teilnehmer/-innen individuell gestaltete Fragmente als Schablonen her, die im Anschluss auf Leinwände gelegt und mit Farbspraydosen in Anlehnung an Graffiti besprüht wurden. Vorlage war ein Kirchenfenster des Kölner Doms von Gerhard Richter, dessen Buntheit und Motivlosigkeit ebenfalls einen Fokus auf die Wirkkraft des Lichts lenkt.
Als die Schüler/-innen des Chor-Projekts unter der Leitung von Frau Ankermann sowie der beiden Musikstudenten Olaf Westerfeld und Gereon Koll, ehemalige Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums, auf das Kunstprojekt in der Kapelle aufmerksam wurden, bot sich für den letzten Projekttag eine Zusammenarbeit an. Während die Teilnehmer/-innen des Chor-Projekts sangen und so ihre musikalischen Arbeitsergebnisse präsentierten, bildeten die ausgestellten Werke des Kunst-Projekts den künstlerischen Rahmen. Geladene Gäste waren die Schülerinnen und Schüler des Radio-Projekts in Begleitung ihrer betreuenden Lehrkraft Frau Hundenborn, welche im Gegenzug Herrn Westerfeld als interessanten Interviewpartner für ihre Radiosendung zum Thema »Was trägt mich?« gewinnen konnten.
Beim Kunst-Projekt ging es den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe vor allem darum, über die Fragestellung der Tage religiöser Orientierung einen individuellen Bezug einzubringen und so eine persönliche Bindung zum Workshop aufzubauen, die der Rezipient bei der Wahrnehmung der künstlerischen Arbeitsergebnisse spüren soll. Genau wie bei einem Kirchenfenster bieten die entstandenen Werke ein hohes Maß an Interpretationsfreiheit sowie eine kontemplative Begegnung, deren Anspielung auf die Wirkkraft von Kirchenfenstern besonders in sakralen Räumen (beispielsweise in der Kapelle) zum Ausdruck kommt.
Teilnehmende Schüler/-innen beschreiben ihre künstlerische Arbeit wie folgt:
»Mithilfe von 11 Overheadprojektoren (OHP) werden verschiedene Aspekte, die uns persönlich tragen und auch nicht tragen, an die Kapelleninnenwand projiziert.
Der erste Eindruck beim Betreten der Kapelle ist ruhig, geordnet und erdend. Der Blick des Betrachters wandert durch die Kapelle. An der rechten Kapellenwand herrscht Unordnung. Diese jedoch verwandelt sich zu etwas Ruhigerem.
Die Intention bestand darin, auf die Frage »Was trägt mich?‘« individuelle Meinungen und Antworten zu finden.
Das Kunstwerk soll dem Betrachter Inspirationen und persönliche Gefühle vermitteln. Es liefert ein Meer von Meinungen zu dem Satz »Ich fühle mich getragen, wenn …«.
Der Betrachter soll in einen Ruhe- und Geborgenheitszustand gebracht werden, der nicht nur Ziel unseres Werkes ist, sondern auch ein Ziel der Tage religiöser Orientierung. Die bewusste Wahl des Ortes unterstützt durch ihr Halbrund die Gesamtwirkung.
Die ersten zwei OHPs an der rechten Wandseite projizieren die Begriffe, die unsere Ängste widerspiegeln und uns nicht tragen. Die folgenden Bilder setzten positive Assoziationen entgegen. Dies stellt auch den Wandel des Geistes vom Menschen dar, sobald dieser in Berührung mit dem Glauben kommt.
Dieser Eindruck wird verstärkt, indem der Raum aus verschiedenen Ebenen besteht. Zur Mitte und zum Altar hin stehen die OHPs auf dem Boden, ansonsten auf Hockern. Auch die Anordnung der Hocker ist so gestaltet, dass diese auf den Satzanfang »Ich fühle mich getragen, wenn …« im Chorraum hinzeigen, auf den die Aufmerksamkeit des Betrachters gerichtet sein soll. Er ist nicht nur für unser Kunstwerk essentiell, sondern auch für unseren Glauben, der uns tragen soll.
Durch die Reduzierung störender Reize wird die Kapelle zu einem Ort, wo Gefühle und Wünsche verschiedener Identitäten zusammentreffen.“
(Blum/Erb)