Zunächst war es für uns eine Herausforderung, eine Vorstellung von Gottes Schöpfung gedanklich zu entwickeln, sie ist viel mehr, als wir denken… Wir sind alle Gottes Schöpfung. In diesem Prozess fanden wir zu einem erfundenen Landschaftsraum, der zwar viele bekannte Naturphänomene aufweist, z. B. Gewässer, Wasserfälle, Regenbogen, Höhleneingang, Gewächse, Blüten, der aber gleichzeitig wegen der vielfältigen Bezüge nicht alltäglich, vielmehr visionär wirkt, wodurch die künstlerische Dimension an Bedeutung gewinnt. Im Verlauf der Bild-Konzeptionierung wurde einvernehmlich die Erheblichkeit der Tierwelt, beispielsweise Vögel und Schmetterlinge, für die Entfaltung unserer Schöpfungsvorstellung festgestellt und entsprechend umgesetzt. Unsere notwendigen Vereinbarungen erfolgten im Prozess einer experimentellen digital gesteuerten Bildfindung und in Gesprächen.
Ein besonderes Anliegen aller Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer bestand in der originellen Strukturierung eines freundlich wirkenden Bildraumes mit ungewöhnlichem Zusammenspiel steiniger, organischer und wässriger Landschaftselemente – als Verweise auf den Lauf des Lebens – der quasi die Bühne für unsere Selbstinszenierungen und ein harmonisches sommerliches Ambiente für die bildlich entfalteten menschlichen Geschehnisse bilden sollte. Die figurativen Einschübe umfassen sowohl Einzel- als auch Gruppendarstellungen und vermitteln auf Grund der jeweiligen gestischen und mimischen Regungen innenbildnishaften Ausdruck, Besinnlichkeit und Freude der Akteure. Dieser Ausdruck findet sich in handlungsaktiven und in ruhigen, entspannten Szenen gleichermaßen. Besonders die gegenseitige Rücksicht aller Projektteilnehmer auf die Gestaltungsinteressen der anderen trägt zur Realisierung dieses vielschichtig angelegten Bildinhaltes bei.
Die Besonderheit des Bildraumes beinhaltet Gegensätze von Grob- und Feinheit, Leuchten und Mattigkeit, Auf- und Unauffälligkeiten und ergibt sich zunächst aus der strukturalen Verknüpfung der vielfältigen Landschaftselemente, gleichzeitig aber auch auf Grund deren räumlicher Eigenarten. Der kaskadenhafte Wasserfall gewährleistet treppenhafte Höhenstufungen, durch den Eingang in die Höhle kann man bereits deren Ausgang sehen, dem skulpturhaft wirkenden Felsplateau haftet ein akrobatischer Charakter an. Derartige Besonderheiten rahmen den Geschehnisraum und begünstigen dramatische Dialoge zwischen den verschiedenen inhaltlichen Abläufen, denn alles in Gottes Schöpfung hat seinen Sinn und seinen verdienten Platz in der Welt. Der Betrachter kann auf Wahrnehmungsreise gehen und seinen ureigenen Eindruck von den vermittelten Vorgängen gewinnen. Trotz weitgehender figurativer und räumlicher Eindeutigkeit bleibt mitunter das Verhältnis von Distanz und Nähe in der Schwebe, wodurch bildnerische Spannung und Imagination verstärkt empfunden werden können. Dass der Bildraum komposithaft, bewusst nicht täuschend echt angelegt ist, folgt unserem Anliegen, den Betrachter zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit unserer Thematik einzuladen.
Bereits bei der Verständigung über einen verbindlichen Bildraum wurde die riskante Herausforderung unserer Anforderungen offensichtlich. Die digital gesteuerte Erprobung möglicher Bildstrukturierungen bot uns eine Hilfe. Auf dieser Basis erfolgten erste skizzenhafte Naturstudien und die Bildgliederung im Format 200 x 120 cm, deren malerische Ausführung wegen der begrenzt verfügbaren Projektzeit rasch begonnen wurde, gleichzeitig allen Beteiligten Spielräume zur Entfaltung eigener Inszenierungsideen eröffnete. Somit konnten die zunächst fotografisch fixierten und anschließend malerisch ausgearbeiteten Selbstinszenierungen zielstrebig entwickelt und in den vorstrukturierten Bildraum einmontiert werden. Die allmähliche malerische Komplettierung konnte auch einen in sich stimmigen Duktus der malerischen Ausarbeitung gewährleisten.
Gottes Schöpfung zu verinnerlichen hat uns nachdenklich gemacht. Wir konnten Gottes Schöpfung neu betrachten. Wenn auch anfangs noch vorsichtig, erprobend, höchst kritisch, so entwickelte sich unsere Entschiedenheit und Zuversicht, dieses gemäldemäßige Wagnis einzugehen, immer zielstrebiger. Diese kreative Disziplin schritt vorwiegend auf der Basis unseres Team-Bewusstseins voran, nicht nur für uns als Projektgruppe, sondern für unsere ganze Stufe als wichtige Gruppe in der Schulgemeinschaft. Die gegenseitige Wertschätzung aller Ideen und erwogenen gestalterischen Möglichkeiten dienten unserem Projektziel: eine gemeinsame Gemäldemontage zum Thema »Wir in Gottes Schöpfung« mit herrlich blühenden Blumen, die ein warmes, süßes Gefühl ins Herz zaubern können. Vielleicht regt unsere Gemäldemontage den einen oder anderen dazu an, sich selbst und sein Leben bewusster als Bestandteil Gottes Schöpfung zu erleben.
Das Projektteam
Tanja Angeli, Charlotte Bauer, Clara von Bismarck, Matthias Bollenbeck, Johanna Dick, Julia Faßbender, Lina Franz, Isabella Justiniano, Katharina Klein, Nico Knoedl, Max Kollmeier, Sophie Mellmann, Ricardo Porz, Benjamin Prior Osco, Lina Reimann, Jannick Rudolph, Alexander Saxler, Tilman Schulten, Stefan Stiebitz, Vlad-Gabriel Sulica, Alexander Vukomanovic, Luke White, Antonia Wittmann, Hugo Kroll (Moderator)