Caspar Helmuth Graf von Moltke berichtete als Zeitzeuge über die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis und das Schicksal sein Vaters Helmuth James Graf von Moltke
Am 19. September erlebten die Leistungs- und Grundkurse des Faches Geschichte der Stufe Q2 eine außergewöhnliche Geschichtsstunde. Auf die Einladung des Geschichtslehrers Herrn Meyer besuchte Herr Caspar Helmuth Graf von Moltke das St.-Ursula-Gymnasium.
Herr Caspar Helmuth Graf von Moltke ist der älteste Sohn von Helmuth James Graf von Moltke und in seiner Funktion als Stiftungsvorsitzender der Freya-von-Moltke-Stiftung in Kreisau (Krzyzowa/Polen), die nach seiner Mutter benannt wurde, besucht er Schulen und hält Vorträge in anderen Bildungseinrichtungen. Er lebt in den USA.
Nach einem kurzen Einführungsfilm über das »Neue Kreisau«, wo sich heute sowohl eine Gedenkstätte sowie eine Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte befinden, erläuterte Herr Graf von Moltke in einem Vortrag die Hintergründe, die zur Bildung des sog. »Kreisauer Kreis« führten: »Mein Vater und seine Freunde«, wie von Moltke ausführte, waren überzeugte Demokraten, die aus unterschiedlichen politischen Lagern und den beiden christlichen Kirchen stammten. Ihr Ziel war es, Pläne für ein demokratisches Deutschland in Europa nach der Zeit des NS-Regimes zu entwerfen. Zunächst trafen sich die Mitglieder, allen voran Helmuth James von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg in Berlin in kleineren Zirkeln. Ab 1942 fanden jedoch drei große Treffen des gesamten Kreises auf dem Gut der Familie von Moltke in Kreisau statt. Auch die Gestapo nahm Notiz von diesen Treffen und benannte die Gruppe um vom Moltke und von Wartenburg als »Kreisauer Kreis«. 1944 jedoch wurde von Moltke verhaftet, denn er hatte jemanden vor der Gestapo gewarnt. Somit schlossen sich viele Mitglieder der Widerständler um Graf von Stauffenberg an. Weil die Gestapo auch von Moltke mit den Hitler-Attentätern vom 20. Juli 1944 in Verbindung brachte, machte sie ihm den Prozess vor dem Volksgerichtshof und Otto Freisler verurteilte von Moltke und einiger seiner Wegbegleiter zum Tode durch den Strang. Das Urteil wurde am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee vollstreckt. Zu diesem Zeitpunkt war Caspar Helmuth vom Moltke acht Jahre alt.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion, die in hervorragender Weise von den beiden Schülerinnen Anja Caspers und Lea Hachenberg moderiert wurde, verdeutlichte von Moltke den Zusammenhang seiner Familiengeschichte mit der Notwendigkeit, auch in der heutigen Zeit »frei zu reden«. Im Dritten Reich war das nicht möglich, heute ist die »Wachsamkeit« eines Bürgers eines demokratischen Landes unabdingbar. Auch persönliche Fragen beantwortete Herr von Moltke bereitwillig: der Nachfrage eines Schülers, ob er genauso wie sein Vater Widerstand geleistet hätte, entgegnete er mit der Antwort, dass er zum Glück nie vor diese Wahl gestellt wurde. Aber er hofft, dass er sich »genauso entschieden hätte«.
Neben der großen Dankbarkeit über die Bereitschaft von Herrn von Moltke, unser Gymnasium zu besuchen und den Schülerinnen und Schülern vom Widerstand gegen das NS-Regime zu erzählen, gilt ein besonderer Dank dem Förderverein unserer Schule, der diese Veranstaltung durch eine finanzielle Zuwendung ermöglicht hat.
Daniel Meyer
Einen Bericht über diese Veranstaltung finden Sie auch in der Kölnischen Rundschau.