Papst Benedikt XVI. hat seinen Rücktritt zum 28. Februar, um 20:00 Uhr, erklärt. Es ist eine ganz neue Situation für die gesamte Kirche, denn er ist der zweite Papst in der ganzen Kirchengeschichte, der eine solche Entscheidung getroffen hat. Angesichts dieser Nachricht können wir nur innehalten und beten. Ich bin mir bewusst, dass wir einen großen Augenblick der Geschichte der Kirche erleben. Vor allem geht es hier für jeden Menschen um seine Beziehung zu Gott und um die Antwort auf Seinen Willen. Der Papst hat aus der Tiefe seiner Christusbeziehung heraus erfasst, dass seine Antwort an Gott für ihn jetzt den Rücktritt bedeutet.
Ein großer Papst tritt von der Leitung der Kirche zurück, an den man sich aus vielen Gründen erinnern wird. Benedikt XVI. hat in seiner großen Bescheidenheit eine eigene Ausprägung des Papstamtes gefunden, die sich vor allem in der Katechese ausgedrückt hat. Meines Erachtens wird er als ein Papst in Erinnerung bleiben, der die Christen in eine tiefe und umfassende Sicht der Erfahrung der Kirche einführen konnte, indem er in ihre Mitte die Liturgie und das Gebet stellte.
Der Gründer meiner Ordensgemeinschaft, Bischof Massimo Camisasca, hat das Wirken unseres Papstes mit diesen Worten gewürdigt. Ich finde keine besseren: »Benedikt XVI. hat als Papst die Liebe als Inhalt des Glaubens enthüllt. Er hat das ausgedrückt, was im Christentum das Wesentliche ist: Die Beziehung zur Tradition, die zentrale Bedeutung der Liturgie, die Notwendigkeit der Gnade, die rettet, den Vorrang des persönlichen Lebens gegenüber jeder Bürokratie oder Struktur. Zu gleicher Zeit hat er alle Menschen angesprochen, indem er die große Achtung des Christentums für die menschliche Vernunft aufgezeigt und gegen jeden Versuch ihrer Missachtung angekämpft hat. Der Logos ist das Herz des Christentums. Dieses Prinzip widersetzt sich jeder politischen Verabsolutierung der Religion. Und so hat er immer wieder das Thema des Zusammenlebens der Völker und der Religionen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.«
Wir wollen Gott für das Geschenk dieses Papstes danken. In Rom ist keine »Abschiedsfeier« vorgesehen. Unser Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, lädt uns ein, die Zeit dieses Pontifikates mit einem Dankgottesdienst im Kölner Dom abzuschließen. Ich lade alle Kolleginnen und Kollegen, alle Schülerinnen und Schüler und ihre Familien ein, an diesem Pontifikalamt am 28. Februar um 18:30 Uhr teilzunehmen und somit von Papst Benedikt Abschied zu nehmen.
P. Gianluca Carlin